ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Abzweig von der Strecke 68 - Das Autobahndreieck bei Streitau

Laut den Plänen der OBR Nürnberg sollte die Sudetenstrecke eine Fortsetzung der von Frankfurt/Main nach Würzburg (Strecke 32) und von dort weiter nach Bamberg führenden Strecke 96 sein. Als durchgehende Linie wäre dafür ein Autobahnkreuz als Verbindung mit der RAB Hof - Nürnberg (Strecke 68) erforderlich gewesen. Der Platzbedarf für ein Kreuz in dem von Höhen und Tälern gegliederten fränkischen Raum stand dem Vorteil, dass nur ein Brückebauwerk erforderlich ist, entgegen. Die Lösung dieses Problems wurde in einer sog. 'gebrochenen Strecke' gesehen: Mit einem Autobahndreieck (AD) die Strecke 96 von Bamberg kommend an die Strecke 68 anbinden, mit einem AD die Strecke 135 nach Karlsbad von der Strecke 68 trennen und zwischen den Dreiecken einige Kilometer der Strecke 68 gemeinsam nutzen.

Für das Dreieck Strecke 68/Strecke 135 erschien eine Stelle nahe Gefrees geeignet. Sie bot den für die Abzweigung erforderlichen Raum und für den Anstieg auf die Höhen des Fichtelgebirges waren nur zwei kleine Täler zu überbrücken. In der Literatur wird das vorgesehene Autobahndreieck "AD Streitau" genannt.

Raum für das AD Streitau 1
Bild 1: Terrain rechts und links der Strecke Hof - Nürnberg (heute Teil der BAB A9) für das Autobahndreieck Streitau.
Blick gen Westen vom Ü-Bw Nr. 281a aus.

Raum für das AD Streitau 2
Bild 2: Blick gen Osten. Vor der Waldkante überbrückt das Ü-Bw Nr. 281a die A9.
Die Strecke 135 wäre vom AD Streitau aus nach rechts östlich von Witzleshofen als Los 1 geführt worden.

Das Autobahndreieck Streitau sollte, anders, als bei den bereits fertiggestellten Reichsautobahnabzweigen, eine völlig neuartige Trassierung erhalten. Diese wird als 'rechtsgerichtete Birne' bezeichnet.

Raum für das AD Streitau 3
Bild 3: Teil einer Planungskarte der OBR Nürnberg vom Februar 1940 mit AD und Trassenführung im Breich Witzleshofen.
(Original im StA Nürnberg, Sign. Oberste Bauleitung Reichsautobahnen Nürnberg Nr. 106_0012)

Zu beachten ist, dass die Karte beim Scan nicht nach Norden ausgerichtet war.

Die Radien in dieser großzügig vorgesehenen Anlage deuten darauf hin, dass die planenden Ingenieure mit starkem Verkehr auf allen Strecken unter Beibehaltung hoher Geschwindigkeit der Fahrzeuge rechneten.
 
Spuren einer Bautätigkeit im Bereich des geplanten Autobahndreiecks und der vorgesehenen Trasse gibt es keine. Mündlich überliefert ist aufgrund von Erinnerungen älterer Einwohner der Gegend, dass es Absteckungen für die Trasse und mutmaßlich auch das Abtragen von Humusschichten gegeben habe. Der offizielle Baubeginn für die Sudetenautobahn, Strecke 135, erfolgte mit dem sog. Ersten Spatenstich am 1. Dezember 1938.

Bildnachweis:
  1. Foto: H. Schneider, Redaktion Naumburg (Saale), 8/2022
  2. Foto: H. Schneider, Redaktion Naumburg (Saale), 8/2022
  3. StA Nürnberg, Sign. Oberste Bauleitung Reichsautobahnen Nürnberg Nr. 106_0012
    Scan: Hist. Forum Gefrees

Schrifttum, verzeichnet in:
Hafen, Paul "Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen", Ferdinand Dümmlers Verlag, 1956

Kap. 065 06, S. 66
Naumann, K. F.: Autobahnpläne im Raum der früheren Tschechoslowakei
Betonstraße 13 (1938) H. 12, S. 263-265 (3 S.) A4

Kap. 065 08, S. 66
Schönleben, Eduard: Reichsautobahnen im Sudetenland
Die Straße 5 (1938) H. 23, S. 743-746 (4 S., 5 Abb.)

Kap. 065 09, S. 66
* * *: Der erste Spatenstich an den Reichsautobahnen im Sudetengau
Die Reichsbahn 14 (1938) H. 50, S. 2018-2021 (3 S., 5 Abb.) A4

Kap. 065 16, S. 67
Naumann, K. F.: Autobahnen in Böhmen und Mähren
Asph. und Teer 39 (1939) H. 18, S. 272-274 (1½ S.)

Kap. 065 08, S. 67
Schönleben, Eduard: Reichsautobahnen im Sudetengau
Rdsch. Dtsch. Techn. 19 (1939) H. 21, S. 3-4 (1/2 S., 1 Abb.)

Kap. 065 23, S. 67
* * *: Die genaue Linienführung der Reichsautobahn im Sudetenlande festgelegt.
Verkehrstechn. Woche 33 (1939) H. 23, S. 272 (¼ S.)


Einleitung: [Frankfurt/M.] - Eger - Karlsbad - Reichenberg - [Breslau]

Abzweig von der Strecke 68 - Autobahndreieck bei Streitau

Verlauf der Sudetenautobahn vom AD Streitau bis zur Reichsstraße 2


     

Die Webseite entstand unter Nutzung der Veröffentlichung "Die Sudetenautobahn zwischen Gefrees und Karlsbad 1938 bis 1940" der Reihe "Gefreeser Geschichten", Heft 12, des Historischen Forums Gefrees.

Köhler, Uwe (Historisches Forum Gefrees)   Redaktionen Köln und Naumburg (Saale) des AfASG



Bezugsmöglichkeit des Heftes:
Historischen Forum Gefrees
1. Vorsitzender Markus Thoma
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 5
95482 Gefrees

Tel. 09254-961607
Mail: hf-gefrees@gmx.de
Internet: www.hf-gefrees.de
Facebook: https://www.facebook.com/HistorischesForumGefrees